00:00:00: Dan Schürch Der Maßstab beginnt in der Wohnung, finde ich. Es beginnt im Zimmer und endet im Quartier. Ich glaube, das ist eine Denkweise, dass man nicht mehr besitzen muss, sondern das man nutzt.
00:00:16: Sabine de Buhr Hallo und willkommen zu einer weiteren Folge unseres Podcast. Hallo Hamburg statt neu bauen. Mein Name ist Sabine Theur. In unserem Podcast sprechen wir mit verschiedenen Persönlichkeiten über die Zukunft der Stadt, über Wohnen, Nachbarschaft, Diversität und den großen Herausforderungen unserer Zeit. Heute geht es um Architektur. Frisch, mutig und mit einem Hauch Schweiz. Mein Gast ist Dan Church, Architekt, Professor und Partner bei Duplex Architekten Zürich.
00:00:43: Sabine de Buhr Mit seinem Team Gestalt der europaweit Projekte, die zeigen, wie Architektur mehr sein kann als nur ein Gebäude. Duplex steht für Räume, die nicht nur gut aussehen, sondern das Leben darin noch besser machen. Auch in Hamburg ist das wichtig. Die Über Hamburg sucht nach neuen Ideen, wie wir nachhaltig lebenswerte und trotzdem bezahlbar bauen können. Wenn dann spreche ich darüber, welche Trends und Materialien die Zukunft bestimmen und wie kluges Bauen unsere Städte verändern kann.
00:01:10: Sabine de Buhr Ich freue mich sehr, ihn heute kennenzulernen. Herzlich willkommen, Danch.
00:01:15: Dan Schürch Guten Tag, Frau Tbur. Freue mich, dass ich hier sein darf. Eine Ehre.
00:01:19: Sabine de Buhr Sie sagten einmal, dass Sie das emotionale Potenzial eines Gebäudes ausloten und nutzen möchten. Das heißt, nicht nur die einzelnen Räume innerhalb eines Gebäudes sollen in ihrer Nutzung durchdacht sein, sondern vor allem die Räume außerhalb, also in denen Nachbarschaft und Begegnung stattfindet. Was genau meinen Sie damit eigentlich?
00:01:37: Dan Schürch Ja, das ist ja interessant, dass Sie diese Frage gefunden haben, oder diese Aussage. Im Netz bleibt immer alles irgendwo bestehen. Ich kann mich gut an diese Diskussionen Debatte erinnern. Das war in Konstanz eine heftige Diskussion über emotionale Architektur versus, sagen wir mal ästhetischer Funktionalismus. Und das kommt fast schon ein bisschen in Streitgespräch. Aber ich denke, dass wir Architektinnen in der Pflicht stehen, Räume zu entwerfen, die unsere Seele auch berühren.
00:02:08: Dan Schürch Sie müssen schön sein, so schön, dass sie Jahrhunderte überdauern. Sonst sind sie einfach nicht nachhaltig. Und das gilt eben auch für die sechs Obstruktionsräume. So nehme ich sie. Das meine ich. Die Volumen, die zwischen den Häusern stehen, aus der zwischen den Gebäude entstehen oder entworfen wird und sagen wir mal so wie ein Wohnzimmer im Stadtraum. Und das sind dann die Wege, die Gassen, die Plätze usw das sind die Orte, die dazu einladen auszutauschen, sich zu begegnen, zu verweilen.
00:02:37: Dan Schürch Es ist ja nicht der städtische Innenraum, außer dass die Fassaden sind und die Wände des Wohnzimmers, des städtischen Wohnzimmers. So verstehe ich diese emotionalen Räume.
00:02:47: Sabine de Buhr Ist das auch die grundsätzliche Philosophie von Duplex Architekten so? Diese Art von Gebäuden und Räume zu entwerfen, also dieses Vorgehen nicht nur rein zu schauen, sondern auch zu schauen, wie sieht der Außenraum aus und wie verbinde ich am besten innen und außen?
00:03:03: Dan Schürch Ja, das würde ich sagen, ist ein Markenzeichen, obwohl wir uns nicht nur darauf festlegen wollen. Longue wurden, wie es uns die jungen Wilden bezeichnet. Jetzt sind wir nicht mehr so jung, hoffentlich noch ein bisschen wild, das wünschte ich mir. Aber was uns auszeichnet, ist vielleicht, dass wir keine Angst haben vor den verschiedenen Disziplinen und Maßstäben, auch nicht von komplexen Fragen.
00:03:26: Dan Schürch Wir sind immer noch ein bisschen naiv irgendwie, bewegen uns einfach in diesen Fragestellungen und versuchen, diese jugendliche Leichtigkeit noch zu behalten. Also wie entwerfen niemals erste Schublade mit. Es geht nicht zweimal das Gleiche, wenn sie irgendwie geht und jeder Städtebau wie auch jedes Gebäude folgt dann seiner eigenen Logik. Ich würde sagen, gemeinsam an den Projekten ist die Leidenschaft die Freude und dass wir für Menschen bauen.
00:03:51: Dan Schürch Das ist auch der Slogan von meinem Institut Wir lieben Menschen, das steht im Vordergrund.
00:03:57: Sabine de Buhr Das ist ein schönes Logo, finde ich. Sie leben ja in Zürich, lehren in Braunschweig und arbeiten an Projekten in ganz Europa. Wo fühlen Sie sich eigentlich zu Hause? Und prägt dieser ständige Perspektivwechsel auch Ihre Entwürfe?
00:04:11: Dan Schürch Ja, das muss ich jetzt ganz präzise beantworten. Ich habe meinen Lebensmittelpunkt in der Schweiz. Das ist wichtig, weil diese Aufnahme ja öffentlich ist und ich momentan mit der Steuerbehörde in Deutschland meine gewissen Konflikte habe, dass ich mein Lebensmittelpunkt ist in der Schweiz, das ist so, aber Spaß. Meine Kinder sagen ja immer, ich bin dort zu Hause, wo mein Handy sich automatisch einloggt ins WLAN.
00:04:36: Dan Schürch Das ist bei mir ganz ähnlich einfach. Ich fühle sozusagen, ich fühle mich dort zu Hause, wo ich Freunde habe, wo ich in Subkulturen eintreten kann, wo ich mich eben austauschen kann. Und ich brauche jedoch auch viel Zeit für mich alleine durch dieses viele Reisen. So ein nomadisches Leben, das war irgendwie immer mein Traum. Ob man habe Verpflichtungen in Familie, Beruf natürlich.
00:04:59: Dan Schürch Und das hält diesen Traum auch ein bisschen so in Zaum. Und das ist auch gut so!
00:05:03: Sabine de Buhr Und prägt es auch Ihre Arbeit, Ihr nomadisches Leben?
00:05:07: Dan Schürch Ja, es gibt viele Impulse, die ich dann mitnehme. Und ich glaube, ich bin nicht gefangen in einem System, durch das. Es gibt viele Lebensentwürfe und ich habe schon meine Meinung. Aber es ist auch gut, anderes zu sehen und das auch stehen zu lassen oder zu würdigen.
00:05:25: Sabine de Buhr Also bei uns in Deutschland. Der Lebensmittelpunkt ist ja die Schweiz. Aber bei uns in Deutschland dreht sich die aktuelle Debatte ja nur um das Thema Bauen auf der einen Seite zwischen Tempo, Kosten und Klima und kaum ein anderes Thema wird gerade so kontrovers diskutiert. Also Bau, Turbo, bezahlbares Wohnen und Klimaziele. Und in dieser Spannbreite dieser Themen steckt ja auch einiges an Spannung drin.
00:05:51: Sabine de Buhr Wie erleben Sie die aktuelle Architekturdebatte in Deutschland und wo sehen Sie Lichtblicke? Also Sie sagten ja vorhin, Sie entwerfen jedes Gebäude einmal und versuchen, Wiederholungen zu vermeiden. Wie gelingt das, wenn man diese Ziele in Deutschland vorgelebt bekommt oder einhalten muss?
00:06:12: Dan Schürch Ich glaube, dieser Lichtblick beginnen wir mal dort. Das ist so etwas, was ich denke. Ich sehe einen Lichtblick oder einen Hoffnungsschimmer in einer relativ dunklen Gewitterlage. Versuchs mal so zu sagen ich sehe wirklich was positives und ich sehe das hin debattieren und momentan ist es einfach so, wie überall, auch in der Architektur. Die Themen sind sichtbar auf dem Tisch.
00:06:36: Dan Schürch Das ist so auch was ich beobachte, dass die ganze Welt so in der Tendenz ins Extreme fällt. Und das ist in der Politik so offensichtlich in der Architekturdebatte auch. Und es geht mir überhaupt nicht um schweizerische Kompromisse. Das meine ich nicht. Aber es kann sein, dass man eben nur weil man nicht für etwas ist, automatisch gegen etwas wird.
00:06:58: Dan Schürch Und in der Architektur ist man entweder für diese meist Nicht Klima Debatte oder man ist für für das Bauen so und so fürs preisgünstige Bauen. Und es führt nicht wirklich die Diskussion und es gibt momentan eine Tendenz, glaube ich bei jungen Menschen, die sich das wieder wünschen, dass man eben zusammensitzt, ergebnisoffen die Themen diskutiert, so einem Oquito diese Ruhe oder einfach schon da, dass man anderer Meinung sein kann.
00:07:24: Dan Schürch Und das ist der Hoffnungsschimmer, den ich sehe an der Uni, aber auch im Büro. Die Basis, dass man unterschiedlicher Meinung sein kann und die Ziele wieder neu ausgehandelt werden.
00:07:35: Sabine de Buhr Oh, den Lichtblick sehe ich in Deutschland nicht gerade.
00:07:38: Dan Schürch Ja, aber generell bin ich ein positiv denkender Mensch und ich hoffe, das geht in die Richtung.
00:07:44: Sabine de Buhr Also Sie sehen ein Lichtblick darin, dass diese Themen debattiert werden und jeder seine Meinung zu diesem Thema einbringen kann. Und das Ziel bezahlbares Wohnen Klimaschutzziele zwar eingehalten werden, aber der Weg offen ist eher.
00:08:02: Dan Schürch Vielleicht muss ich sagen, es ist ein Hoffnungsschimmer, dass es in die Richtung geht, weil die Realität ist ja schon ziemlich schwarz weiß momentan. Das ist nicht.
00:08:10: Sabine de Buhr Gut. Und wie ist es in der Schweiz bei Ihnen? Haben Sie die gleichen Themen?
00:08:14: Dan Schürch Ja, wir haben die gleichen Themen, aber wir haben sie nicht so, wir haben eine andere Diskussionskultur. Können Sie die mal.
00:08:20: Sabine de Buhr Beschreiben, wie Sie Diskussions. Also wenn Sie die gleichen Ziele haben, wie erreichen Sie die Ziele in der Schweiz?
00:08:27: Dan Schürch Ein großer Unterschied, den ich feststelle von Deutschland zur Schweiz und durch nichts zu werten, weil beides hat Vorteile. Gerade im Bauen wird in Deutschland viel reguliert und vielleicht sogar überreguliert. Dafür weiß man, was richtig und falsch ist. Ich selbst bemühe mich, Menschen, die wissen, was richtig und falsch ist, ein bisschen aus dem Weg zu gehen, weil sie am Schluss sehr manipulierend sind.
00:08:50: Dan Schürch In der Schweiz ist vieles nicht so klar geregelt. Man muss das aushandeln. Deshalb sind auch diese partizipativen Projekte oder auch das Es geht und geht, dass man partizipativ erarbeitet viel stärker vertreten. Und das hat viel zu tun mit der Geschichte der direkten Demokratie. Das ist auch und das geht longue und usw aber sie ist auch sehr stabil über lange Zeit das geht so sich mit aus gehört fühlt, sag ich es mal so und ich glaube, dass der große Unterschied es wird nicht nur produziert, der Weg dorthin ist auch ein Teil dieser ganzen Arbeit.
00:09:25: Sabine de Buhr Ja, das ist interessant. Das geht ja dann eigentlich auch zulasten des Tempos. Wenn ich mir vorstelle, alle diskutieren, debattieren, dann geht es dann in die Verwaltungen, die diskutieren und debattieren, dann geht es in die Planrechtsschaffung.
00:09:39: Dan Schürch Ja, das kostet Geld.
00:09:41: Sabine de Buhr Kostet Geld und Zeit. Und das will man in Deutschland ja optimieren. Zeit kostet Geld, man will diese ganzen Regularien abspecken und einfacher bauen, bezahlbarer bauen. Man will die Prozesse verschlanken beim will die Prozesse beschleunigen. Das ist gerade so der Weg in Deutschland, und das ist ein ziemlicher Spagat. Und den gehen wir jetzt aber alle hier. Die einen Bundesländergehen sehr unterschiedliche Wege, aber alle vergleichbar mit diesen Zielen.
00:10:10: Sabine de Buhr Und es ist interessant zu hören, dass in der Schweiz diese Debatte anders geführt wird. Würde ich mal so sagen. Die Ziele sind für gleich fünf vielleicht ähnlich, aber sollen auf anderem Wege erreicht werden.
00:10:23: Dan Schürch Wir haben ja auch Wohnungsmangel wie überall. Das heißt auch jede Wohnung geht weg. Das heißt, es ist auch gut, dass man gewisse Regulierungen hat. Sonst vermieten wir wieder Sachen, die überhaupt nicht gut sind für die Menschen. Die Gier der Investoren wird befriedigt. Die Probleme haben wir auch. Aber es gibt einen auch großen Unterschied. Es gibt eine vielleicht höhere Sensibilität für Architektur in der Schweiz, wo sie auch gefiltert wurde, über Lucius Burckhardt zum Beispiel oder Benedikt Loderer wäre so einer, der es aus Stadtraum, der bekannt wurde und wöchentlich Kolumnen geschrieben hat, in der Zeitung und so wie eine große Öffentlichkeit sensibilisiert hat für auch gute Architektur und gute Architektur.
00:11:06: Dan Schürch In dem Sinne ist eben auch nachhaltige Architektur, weil die Leute sie sich sie lieben, irgendwie lieben. Auch mit Emotionen zu tun, sind wir wieder dort und sich die auch aneignen und deshalb dann auch langfristig darin wohnen bleiben. Ich glaube, das Konzept ist langsam, kostet Geld, aber es ist über lange Sicht ein stabiles System und es ist halt auch ein bisschen Luxus, dass wir uns das leisten können, muss man auch sagen.
00:11:35: Sabine de Buhr Ja, sehen Sie, denn in dem Themen bezahlbares und nachhaltiges Bauen, sind es aus Ihrer Sicht Gegensätze oder sind es zwei Seiten derselben Medaille?
00:11:45: Dan Schürch Ja, es sind auf keinen Fall Gegensätze, wenn sie richtig ausgelegt wurden. Ich finde eben, dass dieses Wort Nachhaltigkeit mit der Zeit zu leeren Worthülse und Floskel geworden ist. Die Labels dienen nur noch den Investoren. Niemand, der ehrlich ist, so sehr die Gier befriedigen, dann kann ich es nicht mehr hören. Obrist Nur noch dort und dort. Alles nur äh, dann Neubau mit Greenwashing und Label und dann ist das eben ein Gegensatz.
00:12:10: Dan Schürch Aber wenn man das richtig versteht bezahlbares Wohnen und Nachhaltigkeit, das muss zusammengehen. Und bei meiner Antrittsvorlesung habe ich darüber gesprochen. Das Thema war ein Plädoyer für die Renaissance der Schönheit. Und ich glaube ganz stark, wie dieses Konzept der Schönheit vor der Nachhaltigkeit steht. Und jetzt wird ein bisschen kompliziert, dann werden die Häuser automatisch nachhaltig und preisgünstig usw. Die Frage ist, ob wir dem Wert geben und dann kostet es auch ein bisschen was.
00:12:38: Dan Schürch Und die hässlichen Gebäude, die einfach hochgezogen wurden voll mit Labels und Dollars, die werden einfach weggesprengt und das sind sie definitiv nicht mehr nachhaltig und deshalb ja aus Sicht eine Medaille. Zwei Seiten und sicher nicht zwei Themen. Aber je nachdem wie man es auslegt.
00:12:53: Sabine de Buhr Hört sich gut an in meinen Ohren. Die Schönheit in den Vordergrund stellen. Das ist ja gerade das Thema, das wir uns drehen. Hier bezahlbares Wohnen zu schaffen, was auch erforderlich und notwendig ist. Auf der anderen Seite natürlich dabei, die Schönheit nicht zu verlieren und keine hässlichen Gebäude zu produzieren, die ja dann, auch wenn's gut geht, 100 Jahre im gebauten Raum stehen und angeguckt werden.
00:13:16: Sabine de Buhr Das ist ja wirklich eine Herausforderung, die nur dann umgesetzt werden können, wenn alle auch daran mitarbeiten. Sie haben gesagt, es gibt solche Projekte, die das miteinander vereinbaren. Können Sie uns mal ein Beispiel nennen?
00:13:32: Dan Schürch Erich Den ich jetzt mal eins von uns, dann bin ich selbst angreifbar. Aber ich finde, das erste Projekt, das wäre, was junge Menschen, hippe junge Wilde, noch gewinnen durften. Zusammen mit Futura Frous haben wir dieses Projekt mehr als Wohnen für uns gewinnen können. Das kennt man, weil sie internationale Preise gewonnen hat. Mit dem Votum wir auch größer Büro oder bekannter und da ist eigentlich ganz vieles eben inkludiert von allen Themen.
00:13:56: Dan Schürch Da geht es um soziale Nachhaltigkeit. Es geht darum, dass man ressourcenschonend baut, auch Laborversuche macht, real Labore, dass man preisgünstig baut, die sich vertieft. Da findet man eigentlich fast Audiospekte zu einem gelungenen Quartier, was auch wirklich gut dokumentiert ist, dass man das auch noch verfolgen kann. Und das sind immer Tests und das ist immer das erste Mal, dass man was macht, was ich gut finde und da muss man davon lernen.
00:14:22: Dan Schürch Und dann gibt es eben nicht mehr einfach unreflektierte Kataloge. Dann sind die Räume vielleicht nicht immer konstant 22 Grad durch gewärmt oder was auch immer, sondern dann verhandelt man Sachen und eignet sich es an.
00:14:36: Sabine de Buhr Ja, ich habe mir das Projekt auch angesehen. Da gibt es ja auch eine filmische Dokumentation drüber von diesem Stefan Wicki. Das habe ich mir gestern Abend nämlich noch mal angesehen. Das Projekt ist ja 2015 am Stadtrand von Zürich entstanden. 1200 Wohnungen ungefähr. Und die Genossenschaft, die das gebaut hat, ist mehr als wohnen. Heisst sie, haben sie gerade gesagt.
00:15:01: Sabine de Buhr Und das Areal ist das Hunzinger Areal. Das ist ja 2015 geplant oder gebaut worden. Heute ist 2025, das heißt, zehn Jahre sind vergangen. Ist das Projekt eigentlich ein Vorzeigeprojekt in dem Sinne, dass das so ein Role Model ist, das wiederholt wird und an anderen Stadträndern auch erfolgreich umgesetzt wird? Oder ist das so ein spezieller Maßanzug für die Stadt Zürich gewesen, das einmal und nie wieder umgesetzt wird?
00:15:32: Dan Schürch Ich war seit langem der letzte Woche wieder da. Letzten Freitag. Seit Donnerstag war ich seit langem wieder mal auf diesem Areal. Und es ist so Es gibt immer noch wöchentlich mindestens eine, wenn nicht drei Führungen von Gruppen, die da durchgehen. Immer noch. Und das ist ein bisschen ein Zeichen, dass man lernen möchte von diesem Projekt. Und jetzt muss man einfach sagen, das ist nicht alles unsere Idee.
00:15:56: Dan Schürch Da gab es ganz viele Leute, die eben an dem mitgewirkt haben, auch an der Grundsatzidee. Und mehr als Wohnen ist eine Genossenschaft, gegründet von rund 50 Genossenschaften. Außer die haben wie die jetzt sage ich mal, die besten Leute da hingeschickt und gesagt, wir machen ein neues Modell, wo wir Sachen testen mit dem Ziel, die Sachen, aus der diese Erkenntnisse wieder in die eigene Genossenschaft zurück zu tragen.
00:16:21: Dan Schürch In dem Sinne ist es eben immer noch ein vorbildliches Projekt mit gescheiterten Themen, aber auch mit gelungenen Themen. Und das ist ja auch die Idee, dass man auch von beidem lernt und nicht einfach das Projekt gut verkauft. Das möchte ich jetzt auch nicht tun, aber eine kleine Geschichte erzähle ich jetzt, weil sie so schön ist. Wir haben dann diesen Städtebau zusammen mit Futura Frosch gemacht und zwei Häuser selbst gebaut und dieses Haus, das man kennt.
00:16:45: Dan Schürch Am Schluss haben wir den Bewohnerinnen Kameras geschenkt, die da eingezogen sind und haben eine sofort geschütztes YouTube gebaut, wo sie dann Filme hochladen konnten. Und alle drei Tage gab es eine Regieanweisung, zum Beispiel Verfolgen sie ihre Nachbarn und filmen, sehen oder machen Sie ein Morgenritual und filmen sich daraus und auf dieses YouTube und haben der Kühlschrank aufgemacht. Und sie?
00:17:07: Dan Schürch Der hat Milch rausgenommen, aber da steht da auch noch eine Flasche Prosecco und so und dann denkt man, wenn man die Filme gesehen hat, zu dem gehe ich dann mal auf Besuch. Und eine Frau hat gesagt, noch sieben Regieanweisungen. Konnte sie mehr Menschen aus nach sieben Jahren, wo sie vorher gewohnt hat. Und ich glaube, um das geht, dass wir Menschen zusammenbringen, in Beziehung bringen, Kontaktmöglichkeiten schaffen.
00:17:29: Dan Schürch Und die Architektur, ja, die ist einfach da, die soll das ermöglichen. Aber die steht nicht im Vordergrund.
00:17:36: Sabine de Buhr Also interessant finde ich daran, dass eigentlich so der Ausgangspunkt dieses Projektes, der Zusammenschluss von 50 bestehenden Genossenschaften waren, die sich zusammengetan und gesagt haben Wir probieren mal was Neues. Und das ist ja auch die Voraussetzung, um die wirtschaftliche Kraft zu bekommen, am Stadtrand so ein Projekt zu initiieren. Das würde ich mir eigentlich auch mal so als Projekt wünschen für Hamburg.
00:18:02: Sabine de Buhr Also wir haben ja als IBA Hamburg große Quartiere, die wir neu entwickeln am Stadtrand mit Tausenden von möglichen Wohnungen, die da entstehen können. Und das wäre eigentlich aus meiner Sicht eine ideale Lage, so ein Projekt noch mal zu wiederholen. Und da habe ich mich gefragt Was sind eigentlich die Voraussetzungen dafür? Und gelernt habe ich. Man braucht eben diese Initialzündung der bestehenden Genossenschaften zu sagen Wir versuchen mal was Neues und wir machen uns auf den Weg, haben einen Wettbewerb um Leute, die mitmachen und initiieren in dieser Größenordnung auch ein Projekt.
00:18:39: Sabine de Buhr Das ist ja nicht eine Baugemeinschaft, auf die wir gucken, wo 10 bis 15, vielleicht 30 Familien sich zusammentun, sondern es sind 1000. Wie sagen Sie, 204.
00:18:49: Dan Schürch 100.002.
00:18:51: Sabine de Buhr 101.200 Menschen, die da gemeinsam wohnen. Und das ist der Unterschied. Und das finde ich so spannend auch. Und daraus entsteht vielleicht auch durch die besondere Lage am Stadtrand auch die Herausforderung, gemeinschaftlich sich selbst zu organisieren, weil man nicht rausgeht, gleichen Kaffee trinken kann oder dahin dahin, sondern das Leben dann auch mehr im Quartier stattfinden muss und das eben auch viel Energie freisetzt.
00:19:18: Dan Schürch Ja, aber ich glaube nicht, dass es am Stadtrand liegt. Es gibt auch gute Beispiele. Dieselben Ideen bringen in der Stadt Zürich selbst auch Breite. Wird es am Beispiel Architekten auch in Hamburg dürfen wir ein schönes Projekt machen Der Gröninger Hof, das Parkhaus, das umgewandelt wird in Wohnen, wo dieselben Gedanken im kleinen Maßstab schon längst bei den Initianten verankert sind.
00:19:41: Dan Schürch Und das sind Leute, die eben nicht Egoisten sind und für sich denken, sondern sie sehen das große Ganze. Die wollen nicht mehr selbst darin wohnen, ob es sie möchten. Das würden und ich finde das gut.
00:19:53: Sabine de Buhr Ja, das stimmt. Trotzdem überlege ich mir, wie man am Stadtrand, was man alles machen muss, um wirklich auf der grünen Wiese gute Quartiere realisieren und entwickeln zu können. Und ich finde, dieses 50er Areal, das ist noch mal so ein Quantensprung und auch eine gute Möglichkeit. Ob das irgendwie jemals in Hamburg gelingen kann oder ob es der Hamburg gelingen kann, das weiß ich nicht.
00:20:15: Sabine de Buhr Aber ich schaue mir halt gerne Projekte an, die diese Qualitäten haben und zum Beispiel auch bilden die Quartiersvereine, um genau das zu fördern, diese Gemeinschaft, die da neu entsteht, in dieser Größe zu unterstützen. Was die da alles erzählt haben, das fand ich super interessant. Es gibt eben auch zwei Parteien, also Leute, die da einfach so wohnen und Menschen, die sich aber auch super engagieren und diese Mischung macht es eigentlich.
00:20:43: Sabine de Buhr Man kann auch ganz normal leben, aber man kann auch sich engagieren, weil es so viele Möglichkeiten gibt. Aber sie sehen, wir schweifen ab.
00:20:52: Dan Schürch Und.
00:20:52: Sabine de Buhr Ich finde das Projekt einfach sehr gut. Und viele von uns aus unserer Gesellschaft waren auch schon da und haben sich das auch angeguckt. Ich noch nicht, aber das kann ja noch kommen. So, jetzt schwingen wir mal auf ein anderes Thema, was ich genauso spannend finde. Und zwar sind Sie ja auch Professor und Sie lehren an der TU Braunschweig und haben ganz viel mit jungen Architekten und Architektinnen zu tun.
00:21:15: Sabine de Buhr Und sie erleben quasi die nächste Generation hautnah. Was treibt die jungen Köpfe an? Welche Visionen haben diese eigentlich? Das sind ja jetzt die neuen jungen Wilden.
00:21:27: Dan Schürch Ja, genau, wir sind ja auch Zukunftsforscher. Plötzlich. Aber das ist ja unser Beruf, der Think, den wir über alle Disziplinen. Aber ich stelle schon fest, dass diese Generation Z. Wahrscheinlich die, die so weiß, nicht so dem Alter sind, die wahrscheinlich so wie die sich ganz stark noch werten sehen. Sie sind Werte, suchen oder Werte, basierend auch in vielen Dörfern.
00:21:50: Dan Schürch Und das ist interessant, wo ich denke, wenn ich das vergleiche mit mir, ist noch so die absolute Freiheit, die ich noch so gesucht habe. Also dieser Astronaut, der im Weltraum ist, alles ist möglich irgendwie so die habe ich noch so gesucht, spüre ich heute bei den jungen Leuten mehr. Ein Trend bei uns. Also sie, meine Studenten, mehr ein Trend, dass sie die Wahrheit wieder suchen und da nicht so Wahrheit, das Gute, das Schöne, das sind ja so ein Ur Konzept vor der Aufklärung, das wurde nie in Frage gestellt.
00:22:18: Dan Schürch Erst nach der Aufklärung und heute geht es wieder viel. Was ist eigentlich wahr oder was ist nur ein Rendering oder was ist KI unterstützt oder was auch immer? Diese Rückbesinnung auf diese wahren Werte. Und jetzt kommt das der große Unterschied ohne ist definieren zu wollen, zu sagen, dass die absolute Wahrheit, sondern nur ist die Wahrheit hat einen Wert und die Benefits der Aufklärung, die nimmt man natürlich mit und das finde ich interessant.
00:22:48: Dan Schürch Mal schauen, wo es hingeht. Ich bin keine Philosophie, aber es interessiert mich, was da geschieht. Und das geschieht was. Und das meine ich auch mit diesem Blick. Ich ich sehe irgendwas Gutes kommen, muss schauen, ob es dann so sein wird.
00:23:00: Sabine de Buhr Ja, jetzt verstehe ich das besser mit dem Lichtblick. Wenn man die jungen Menschen sieht, die einfach eine andere Herangehensweise an das Thema Entwicklung bauen haben, sondern nicht nur das Thema bezahlbar, machbar, schnell, hoch und effizient, sondern andere Werte sehen. Wahrscheinlich ist auch ein Wert diese Gemeinwohlorientierung.
00:23:21: Dan Schürch Das ist ein riesen Wert. Jungen Menschen denken darüber nach, wie sie leben möchten und nicht einfach, dass sie eine bezahlbare Wohnung haben. Das geht eben über ein Lebenskonzept, das man zum Beispiel teilt, das Sharing Konzepte usw. Die werden jetzt auch umgesetzt in architektonische Entwürfe und das ist gut.
00:23:41: Sabine de Buhr Drückt sich das in neuen Grundrissen aus? Also ich denke da an die Clusterwohnungen. Diese kleineren Einheiten, wo man weniger individuelle Fläche hat und mehr gemeinschaftliche Fläche. Ist es das oder geht es noch darüber hinaus?
00:23:53: Dan Schürch Also Kunst ist eine Antwort auf die Frage, derer wir kommen, ressourcenschonend, bauen also wie kleinere wenige Quadratmeter pro Person? Und wie kann man Gemeinschaft führen? Ist aber nur eine Antwort. Aber es geht in die Richtung. Ein einfaches Beispiel Wenn ich bei mir ganz normalen Wohnungen, sage ich mal drei Quadratmeter schneide, wo mein Arbeitstisch ist und das Zoomle mit 50 Wohnungen, die das auch machen, habe ich ein Coworking Space, dann arbeite ich nicht mehr alleine in meinem Zimmer, sondern in Gemeinschaft mit anderen.
00:24:25: Dan Schürch Und es sind nie alle da. Das heißt, ich habe noch mehr Raum zur Verfügung, als ich überhaupt hätte. Und die Logik geht selbst bis zum Gefrierfach im Kühlschrank, dass wenn ich das verkleinere und dafür einen großen Gefrierfach baue für das Haus, da bin ich ressourcenschonend komprimiert, Platz da. Also es ist nicht alles nur besser. Es ist die Denkweise, wenn ich was abgebe, wenn ich teile, habe ich mir.
00:24:48: Sabine de Buhr Und ist der Maßstab das Haus oder ist der Maßstab das Quartier?
00:24:53: Dan Schürch Der Maßstab beginnt in der Wohnung, finde ich. Es beginnt im Zimmer und endet im Quartier. Ich glaube, das ist eine Denkweise, dass man nicht mehr besitzen muss, sondern das man nutzt. So wie ich Netflix nutze. Ich kauf mir das ein, wenn ich es will, aber ich muss es nicht für mich selbst besitzen. Und ich glaube, die ganze CSU in allen Systemen beim Kloster ist einfach so, da leben auch bis zwölf Leute zusammen.
00:25:18: Dan Schürch Man möchte nicht zwangsläufig zusammenleben, man macht das freiwillig. Ich muss nicht mehr. Ich habe im Kloster Privort habe ich mein eins oder zwei Zimmer. Ich habe einen kleinen Sport aus der Dusche, Dusche, WC für mich alleine, kleine Teeküche und wenn ich rausgehe, komme ich in die Hausgemeinschaft. Und da ist die große Küche, die Bibliothek, das Gästezimmer, was ich teile.
00:25:39: Dan Schürch Aber es braucht die beides. Ich brauche diesen Rückzug für mich alleine. Und ich brauche das Gemeinschaftliche und ich ist nicht eine WG, wo ich zwangsläufig zusammenlebe, weil ich günstig leben muss, sondern ich möchte in Gemeinschaft leben.
00:25:52: Sabine de Buhr Hört sich gut an und.
00:25:53: Dan Schürch Entscheide selbst, wo diese Grenze ist.
00:25:55: Sabine de Buhr Sind das die Megatrends, die heute wirklich Einfluss auf die Arbeit von diesen zukünftigen Architektinnen haben werden?
00:26:02: Dan Schürch Das glaube ich nicht. Ich glaube, dass das Gemeinwohl ein großes Thema ist. Ob bin ich jetzt auch im Megatrend? Muss etwas wie viel Übergeordnetes sein? Und da würde ich sagen, momentan sind alle verzweifelt, dass man nicht weiß, wie es weitergeht. Und man hat jetzt alle Hoffnungen in KI gesetzt und denkt, KI kann uns die Welt retten, was nicht sein wird.
00:26:22: Dan Schürch Aber ich glaube, der Trend liegt im Moment dann in dieser Digitalisierung und der versteckten Hoffnung, dass die uns neue Lösungen zeigen wird, was ich bezweifle, aber das würde ich als Megatrend bezeichnen.
00:26:34: Sabine de Buhr Die Digitalisierung auf allen Ebenen mehr.
00:26:37: Dan Schürch Und das hat doch die Studis das genauso. Was mir da begegnet er sich ich finde es immer Nutzen nutzen wir auch, aber lasst soll uns trotzdem sollen wir weiterhin denken.
00:26:48: Sabine de Buhr Ja, ich habe auch schon einen Podcast mit Frau Professor Dr. Brockmann über KI in der Stadtentwicklung und das geht ja so weitreichend, was sie mir da an Beispielen geschildert hat, das ist ja unglaublich. Also immer so als Service für den Menschen zu denken und auch Service für das Zusammenleben im Quartier zu denken. Das ist schon spannend, diese Debatte.
00:27:12: Sabine de Buhr Ich bin auch gespannt, wie das weitergeht. Okay, schauen wir noch mal auf das Thema Quartiere. Das ist ja ein Maßstab, in dem sie sich auch bewegen. Und wir haben das vorhin schon ein bisschen am Rande überlegt. Wir haben ja als IBA Hamburg einen Großteil unserer Quartiere an den Stadträndern und haben die Herausforderung, diese zu guten urbanen Quartieren zu entwickeln.
00:27:39: Sabine de Buhr Und welche Herausforderungen sehen Sie dort aus architektonischer Sicht?
00:27:45: Dan Schürch Ich kenne die Quartiere nicht so gut, die entstehen so ein bisschen am Rande, aber das spielt eigentlich nicht so eine Rolle. Ich glaube, was wichtig ist, dass man diese Quartiere auch zum Leben erwachen müssen Sie schon auch Subzentren bleiben. Also die ganze Frage der Erdgeschossnutzung finde ich extrem wichtig. Also einerseits die Anbindung an eine Stadt ist klar, die Mobilität, die wenn die gegeben ist, geht ganz viel.
00:28:09: Dan Schürch Dann ist man manchmal so viel schneller dort, wo man sein möchte in der Innenstadt als irgendwo in der Stadt selbst. Bis ich dort bin, also Anbindung finde ich das Oberste. Und dann finde ich die Frage, wie gehe ich mit dem Erdgeschoss und um das zweite, weil die Erdgeschoss die bilden wirklich wenn ich von städtischen Innenräumen spreche, ich das von Wohnzimmern in so Quartieren, dann ist das Erdgeschoss einer der Schlüssel, dass ich das kuratiere und nicht einfach dem Bezahlenden übergebe.
00:28:39: Dan Schürch Und dann habe ich ein Studio neben Was gibt es bei Aldi oder was auch immer so? Und wenn ich Studierende frage, dann sagen sie mir ja, ich helfe ihnen, Schuster und den Bäcker usw aber die können sich das gar nicht leisten und deshalb muss man das kuratieren. Man muss über Negativmieten nachdenken im Sinne von Quersubventionierung aus dem -1 1.000 €.
00:29:01: Dan Schürch Und da kommt der Bäcker vielleicht was auch immer. Ich glaube, da muss man ökonomisch über die Sachen nachdenken. Das wirklich Leben in der Stadt entsteht. Und das nächste wäre noch die Dichte. Es braucht eine hohe Dichte, dass viele Leute da sind und diese Plätze und Kosten beleben und sollte man doch trotzdem verbieten. Polemisch gesagt, dass sie nicht verschwinden auf dem.
00:29:22: Dan Schürch Doch man sollte auch die Kaffeemaschine verbieten. Dafür gibt es den. Ist besser für 1 € unten beim Italiener. Der ist natürlich jetzt ein bisschen übertrieben spitzfindig gesagt, aber in die Richtung müssen wir denken und dann können gute, gute Quartiere entstehen.
00:29:36: Sabine de Buhr Ja, das ist interessant. Sie betonen jetzt gar nicht so die Architektur an sich, sondern die Nutzung, die mitgedacht werden müssen. Also auf eins sind wir auch schon gekommen Dieses ständige Dachterrasse, diese Freizeitnutzung auf den öffentlichen Gebäuden, auf den Dächern, das davon sehen wir wieder ab, weil alle öffentliche Nutzung muss ins Erdgeschoss, auf die Erde, auf den Boden gebracht werden.
00:29:59: Sabine de Buhr Und da muss die Frequenz sein im öffentlichen Raum. Das, das verfolgen wir auch schon. Das Kuratieren machen wir auch schon. Aber das Thema Erdgeschoss ist immer so leicht gesagt. Es ist unheimlich schwer, da eine Balance hinzubekommen. Wie sehen die Erdgeschosse aus? Welche Nutzungen kommen da rein, Wie finanziert man diese Nutzungen, damit sie auch kommen? Wie schafft man es, dass die Leute auch wirklich dann also zum Schuster geht man noch, Das kann man ja nicht bei Amazon bestellen, die Schuhsohle Vielleicht aber geht man dahin, um sich die dort ankleben zu lassen.
00:30:33: Sabine de Buhr Aber das sind wirklich große Herausforderungen, die am Stadtrand wichtig sind und auch eine Voraussetzung dafür, dass das Leben im Quartier gut gelingt. Dann, wenn man für jede Alltagsanforderung woanders hin muss. Dann ist man nur unterwegs und hat auch kein Zuhause, wo man sich einbringt und schafft auch Mobilität, die einfach auch nicht benötigt werden würde, wenn man dann zu Fuß überall hingehen kann.
00:31:02: Dan Schürch Aber das ist ja auch nicht die Lösung, dass man einfach rein schreibt. Es braucht soundso viel Prozent Gewerbewelt und die liegt brach und dann ist das auch nicht der Sinn. Man muss schon diese Flächen konzentrieren und muss lernen von der Gründerzeit. Da war es einfach klar, am Programm wurden die Ecken, haben mehr Raumhöhe, Bodentiefe war das Restaurant oder der Shop oder was auch immer.
00:31:24: Dan Schürch Und alles Wohnen war dann mit ganz klar geregelt über Hochparterre, dass man auch in den Straßen wohnen konnte. Also es ist eigentlich Gründerzeit, ist ziemlich klar. Das haben wir alles vergessen. Ein bisschen vielleicht wieder ein bisschen Lernen aus unserer Geschichte.
00:31:39: Sabine de Buhr Ein Blick zurückwerfen in die Gründerzeit. Ja, das machen wir natürlich auch. Wir versuchen natürlich alles, aber die Entwicklung von neuen Quartieren, die dauert einfach auch sehr, sehr lange, weil wir auch sehr demokratische Planungsprozesse haben. Und in diesen langen Zeitraum kommt dann eine Entwicklung nach der anderen, die man dann wieder berücksichtigen muss und die auch Einfluss auf die Gestaltung, auf die Planung, auf die Dichte, auf die Architektur haben.
00:32:06: Sabine de Buhr Also das ist so ein ständiges Abwägen, wie machen wir es denn jetzt? Und im Moment hatte ich ja anfangs gesagt, ist die Debatte in Hamburg oder in Deutschland bezahlbares Wohnen zu ermöglichen, von den hohen Baukosten, die wir hier haben. Im Moment sind wir bei 5.600 € pro Quadratmeter Baukosten runterzukommen, um auch wieder allen Menschen das Wohnen zu ermöglichen. Das sind so Themen, Entwicklungen, die uns immer wieder einholen, immer wieder vor neuen Herausforderungen stellen.
00:32:34: Sabine de Buhr Aber das machen wir natürlich auch gerne und können das natürlich auch. Aber zu Ihnen, Herr Scheuch, Sie sind Architekt, Professor und Büropartner. Sie sind jemand, der auf vielen Baustellen im wahrsten Sinne unterwegs sind. Wo tanken Sie Inspiration, wenn Sie gerade nicht über Architektur nachdenken? Wie erholen Sie sich? Oder was ist so der Motor für Ihre Kreativität?
00:32:58: Dan Schürch Ich bewege mich in vielen Disziplinen. Ich bin nicht so der Architekturnerd, der nur mit Architekten zusammen ist. Ich bin mit vielen verschiedenen Menschen zusammen. Das lebe ich auch. Ich sauge grundsätzlich mal alles auf, was ich kaum. Ich glaube, dass ich gelernt habe und auch das weitergeben möchte. Dass man lernt zu schauen, aus was er wirklich hinzuschauen. Und dann ist der Titel und die Ausbildung des alles zweitrangig.
00:33:24: Dan Schürch Also ich bin nicht gegen Bildung, natürlich nicht. Aber es geht darum, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen. Ich glaube, da kommt man sehr viel weiter. Persönlich bin ich eigentlich sehr inspiriert von meinem größten Vorbild und das ist jetzt erstaunlicherweise dieser Jesus aus der Bibel. Das ist für mich mein großes Vorbild. Jetzt nicht im religiösen Sinne, sondern ich bin ein Bewunderer von einem Mann, der Menschen irgendwie befreit hat und Menschen konnten aufblühen.
00:33:53: Dan Schürch Und wenn ich jetzt das nicht in religiösem Sinne meine, sondern einfach so, wenn das geschieht, wo ich mich bewege, dann gibt es mir ganz viel zurück, wenn Menschen um mich herum aufblühen können. Und das ist ja das, was mir, äh, das ist ganz persönlich, aber das gibt mir irgendwie so die Kraft, das zu tun, was ich tue.
00:34:10: Sabine de Buhr Ja, das hört sich richtig gut an! Zum Schluss schauen wir noch mal nach vorne. Und zwar in die Zukunft des Bauens und vielleicht auch ein bisschen in ihr persönliches Architekturherz. Wie sieht für Sie die ideale Stadt der Zukunft aus? Für Sie als Architekt, aber auch für Sie als Bewohner?
00:34:27: Dan Schürch Das ist eine der Forschungsschwerpunkte bei uns in Braunschweig. Da darf ich nichts Falsches sagen. Aber ich sage jetzt, was ich ganz persönlich dazu denke. Ich glaube, die Stadt der Zukunft bildet immer die stumme Hauptrolle eines Filmes, wo Menschen einander begegnen. Es ist die stumme Hauptrolle. Das soll nicht dominieren. Menschen, die das Leben teilen, eben ihre Bestimmung finden. Ein Ort, wo Menschen auch gesehen werden und eben aufblühen, wie vor der gesagt Taube Das ist.
00:34:56: Dan Schürch Für mich ist die Stadt der Zukunft überhaupt nicht perfekt. Dass man das nicht falsch versteht Es muss authentisch bleiben. Ein Freund von mir, der Soziologe Philippe Carbon. Ich weiß nicht, ob Sie ihn kennen. Er ist ganz, ganz interessant, mit ihm zu sprechen. Und er hat mir dann mal in einer Bar gesagt, in Berlin zu gesagt Die Gute dort, die tritt dich in den Arsch, Ist vielleicht nicht so anständig, aber irgendwie hatte der Punk getroffen.
00:35:22: Dan Schürch Manchmal ja. Die gute Stadt ist nicht in Harmonie, perfekt und rundum romantisch, sondern die Haut brauchen die Haut. Schwierige Zonen. Das ist die gute Stadt.
00:35:32: Sabine de Buhr Ja, das verstehe ich absolut. Das geht mir auch immer so, wenn ich durch Städte geht, die so durch saniert und modernisiert sind, wo ich denke Boah, schön, aber. Und was passiert hier? Also, wie geht's? Das interessiert mich einfach auch als Stadtplanerin nicht so, ich schaue auch lieber auf Städte, die brachen Brüche unaufgeräumt sind. Das gibt mir Energie und weckt mein Interesse.
00:35:57: Sabine de Buhr Und dann kann ich wirklich mit richtig viel Energie durch diese Städte gehen. Mit offenen Augen wirklich hinzuschauen, was passiert da eigentlich? Also das sehe ich ganz genauso wie Sie. Gibt es denn eine Stadt, die Sie besonders inspiriert, genau unter diesem Blickwinkel?
00:36:12: Dan Schürch Ja, ich war schon in ganz vielen Städten aus jdische Städte und natürlich europäische Städte und so, ich kann es nicht benennen, welche Stadt das wäre. So, aber es gibt natürlich Mailand wäre so eine Stadt, wo ich sehr gern.
00:36:25: Sabine de Buhr Mailand.
00:36:26: Dan Schürch Was ich natürlich diese 50er Jahre Architektur. Aber es stimmt, eine deutsche Stadt, die ich mache, ist München. Wenn es kommt, sagen ja gut, die sehr, sehr reiche Leute und weiß nicht was. Um das geht es mir gar nicht. Was ich da mache, ist dieses tief konservativ katholische Architektur, gepaart mit 50er Jahre Nachkriegsarchitektur, was ich total eine spannende Mischung finde auf der formalen Ebene, wie das irgendwie zusammenkommt, das interessiert mich von München.
00:36:55: Dan Schürch Aber das ist nur dieser Aspekt. Sonst bin ich so auf die Spuren von Luigi Moretti zum Beispiel, der war in Rom, hat diese Palazzi nie gemocht, wurde später Bildhauer. Das ist so ein Mann, der mich fasziniert hat diesen Aufsatz geschrieben. Strukturen und Sequenzen des Raums muss eben über die Pressung, also mit diesen Subtraktion rumgeht, über Pressungen und über so, so Begriffe.
00:37:16: Dan Schürch Und er erläutert.
00:37:17: Sabine de Buhr Ja, das ist interessant. Ihre Beispiele geht mir nicht so München meine ich sagen.
00:37:26: Dan Schürch Nee, das verstehe ich. Aber es ist ein Aspekt.
00:37:29: Sabine de Buhr Da können wir uns lange drüber unterhalten. Was mich früher immer so inspiriert hat, ist New York, die Stadt. Also wenn man da ankommt, diese Menschen, dieses Multikulti, diese Energie, die da in der Stadt herrscht, das fand ich schon immer super. Beeindruckend auch die Dichte, dieser Austausch, ganz, ganz toll.
00:37:49: Dan Schürch Aber da gibt es ja auch Beispiele wie wenn man auf Marrakesch guckt oder auf so Strukturen, die man überhaupt nicht versteht, wie die aufgebaut sind. Jeglichem, was man gelernt hat, sich dem entzieht über Orientierung und so, ob es funktioniert. Und da kommt das Soziale rein und das finde ich hochspannend. Auch ich benutze sie auch, diese Städte Kambodscha, wo ich jetzt das war super interessant.
00:38:10: Sabine de Buhr Da muss ich noch mal hin, da war ich noch nie. Das lohnt sich. Okay, ich schreibe ich mir auch. Also Herr Scheuch, wir sind am Ende unserer Zeit angelangt. Ich danke Ihnen ganz herzlich für die spannenden Einblicke Ihres Schaffens und wünsche Ihnen weiterhin so viel Erfolg. Und vielleicht sieht man sich ja auch mal in Hamburg. Vielen Dank, Herr Scheuch.
00:38:30: Dan Schürch Danke auch. Das war schön.
00:38:32: Sabine de Buhr Ich bedanke mich bei unseren Zuhörenden recht herzlich fürs Einschalten. Unser Podcast Hallo Hamburg, Stadt neu bauen erscheint alle vier Wochen. Wenn Sie sich für die Projekte der IBA Hamburg interessieren, folgen Sie uns gerne einfach auf Social Media oder werfen einen Blick auf unsere Internetseite www.fieber minus Hamburg. Mein Name ist Sabine Debour. Ich sage Auf Wiedersehen und bis zum nächsten Mal.